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Internationaler Austausch: Social changes & challenges
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Internationaler Austausch: Social changes & challenges

„Social Changes and Challenges in (Post-)Pandemic Times for Social Professions”: Am Donnerstag hieß Cinur Ghaderi, EvH-Prorektorin für Forschung Transfer und Internationales, Teilnehmer_innen von drei Kontinenten zum Internationalen Austausch willkommen. Die Veranstaltung, die vom International Office der Evangelischen Hochschule und dem Transfernetzwerk Soziale Innovation – s_inn organisiert wurde, fand via Zoom und YouTube in Englisch und bei deutschen Beiträgen mit Übersetzung statt.

Gleich in ihrer Begrüßung sprach Ghaderi die zahlreichen sozialen Herausforderungen an, die mit der Pandemie einhergingen und noch gehen. Nicht nur im persönlichen Bereich hätten Menschen in Corona-Zeiten mit sinkenden oder gar wegbrechenden Einkommen zu kämpfen. Auch global gesehen konfrontierten wirtschaftliche Engpässe und soziale Konflikte ganze Wirtschaftssysteme mit tiefgreifenden Veränderungen. Dennoch habe die Pandemie auch gezeigt, wie die zunehmende Digitalisierung die Gesellschaft global zusammenbringe und vernetze. „Wie stark wir vernetzt sind, sehen wir gerade heute“, betonte die Prorektorin.

Herausforderungen und Vernetzung

„Yes, we are interconnected right now”, griff EvH-Prof. Dr. Kristin Sonnenberg den Gedanken auf, die als Moderatorin durch die Veranstaltung führte. In ihrer jeweiligen Muttersprache begrüßte sie die vier Referent_innen des Nachmittags und führte kurz in die jeweilige Vita ein: EvH-Rektorin Prof. Dr. Dr. Sigrid Graumann, Ass. Prof. Dr. Luqman Saleh Karim von der University of Sulaimani (Kurdistan-Irak), Dr. Ingrid Daniels von der EvH-Partnerorganisation Cape Mental Health (Kapstadt, Südafrika) und Dr. Ekaterina Tichomirova von der Vologda State University in Russland.

Das digitale Format habe sich, so Sonnenberg, vorgenommen, folgende Fragen zu beleuchten: Welche sozialen Ungleichheiten sind durch die Pandemie entstanden oder sichtbarer geworden? Welche Fragen und Bedarfe ergeben sich daraus für die sozialen Berufe im Sozial- und Gesundheitswesen und in der Pflege? Und: Wo gibt es hilfreiche, anregende Ansätze oder Projekte? Dementsprechend warf zunächst Prof. Dr. Dr. Sigrid Graumann, die auch Mitglied im Deutschen Ethikrat ist, einen Blick auf die Situation in Deutschland – bzw. „mehrere Blicke aus verschiedenen Perspektiven“, wie sie sagte.

Sie berichtete von einer generellen Entspannung der Lage nach der, bislang härtesten, dritten Pandemie-Welle. „Life is returning to normal“, so Graumann. Dennoch ziehe die Pandemie Konsequenzen nach sich. Ein großer Bedarf an Reformen im Sozial-, Gesundheits- und Bildungssystem sei deutlich geworden. So müsse der öffentliche Sektor gestärkt, effizienter und flexibler gestaltet werden, Pflegekräfte bräuchten Anerkennung und angemessene Bezahlung, Kinder und Jugendliche Programme zum Ausgleich von Lerndefiziten und vor allem zur Stärkung ihrer psychischen Gesundheit. „Und nicht zuletzt muss die soziale Ungleichheit bekämpft werden, denn es hat sich in der Krise gezeigt, dass sie selbst in einem so reichen Land wie Deutschland den sozialen Zusammenhalt und die politische Stabilität gefährdet“, schloss Graumann.

Ein historischer Wendepunkt

Ass. Prof. Dr. Luqman Saleh Karim skizzierte einen historischen Wendepunkt, die Zeit vor und nach Corona. Auch er betonte die sich verschärfende Ungleichheit zwischen den Klassen. Im Bereich der sozialen Berufe und der Gesundheitsbehörden stellten sich viele Fragen, die in Gegenwart und Zukunft untersucht werden müssten. So etwa: Welche Anforderungen an professionelle soziale Arbeit ergeben sich aus der Krise, und welche Auswirkungen hat Corona auf Familien- und Geschlechterfragen? Ein multidisziplinärer Ansatz scheint für diese Aufgabe angemessen.

Dr. Ingrid Daniels legte den Fokus auf unterversorgte und von Armut betroffene Gemeinden. Auch in Südafrika wurde eine Zunahme der Ungleichheiten beobachtet. Es gab einen alarmierenden Anstieg der häufigen psychischen Störungen, besonders aufgrund der sozialen Determinanten wie steigende Arbeitslosigkeit, verminderte Einkommen, stark zunehmende Verarmung, wirtschaftliche Ungleichheit, Zunahme geschlechtsspezifischer Gewalt. Sie betonte die Aufgabe, die Interventionen der Sozial- und Gesundheitsexperten zu überarbeiten und schlug vor, innovative Alternativen anzubieten und auszutauschen, um einige der enormen Ungleichheiten zu beseitigen. Dabei dürfe auch die psychische Gesundheit der sozialen Fachkräfte nicht vergessen werden. „We heal by coming together“, schloss sie.

Dr. Ekatarina Tichomirova fasste ihre wichtigsten Schlussfolgerungen für Russland wie folgt zusammen: Die Fachkräfte seien bereit und willens, sich den veränderten Bedingungen der sozialen Dienste anzupassen, den Bedürftigen zu Hilfe zu kommen und dabei sogar ihre eigene Gesundheit zu riskieren. Sie berichtete über das Vertrauen, das zwischen staatlichen und nichtstaatlichen Sozialdienstleistern gewachsen ist. Ältere Menschen seien in Russland stark betroffen, und so konnte in der sozialen Kommunikation eine Zunahme von psychischen Erkrankungen, Demenz und anderen Krankheiten beobachtet werden. Dadurch wurde die Bedeutung der psychologischen Unterstützung auf Distanz, der Aufrechterhaltung der Verbindung mit Verwandten und der Kommunikation mit Freunden deutlich.

Die Kraft sozialen Engagements

Die Kraft der Freiwilligenbewegung und des sozialen Engagements zur Lösung sozialer Probleme wurde in allen vertretenen Ländern deutlich. “The pandemic and related challenges and problems affect us all and highlight the importance of addressing and finding solutions together”, leitete Prof. Dr. Kristin Sonnenberg den Schluss des Treffens ein.

Die vorgestellten Ideen und Ansätze bereicherten die jeweils eigene Perspektive. Denn die Pandemie und die damit verursachte weltweite Krise erfordern Solidarität, gemeinsames Handeln, wechselseitige Achtsamkeit und Unterstützung, dem Leiden und dem Verlust zu begegnen. Ein guter Grundstein für einen kooperativen Austausch wurde in dieser Veranstaltung gelegt.

In den im Vorfeld erstellten Videos ‚University life in times of the pandemic - international insights‘ sind einige der Referierenden zu sehen. Dazu kommen Perspektiven aus Brasilien, Uganda und Ungarn. Die Videos können hier angeschaut werden:

https://www.evh-bochum.de/videoprojekt-pandemie-2021.html

https://www.evh-bochum.de/video-project-pandemic-2021.html

Der Dialog geht im Wintersemester weiter:

Ab Oktober wird die EvH in Kooperation mit anderen evangelischen Hochschulen und Universitäten in Deutschland, Kosovo und Kurdistan das Angebot für internationale Gespräche fortführen. Ansprechpartnerin an der EvH ist Prof. Dr. Kristin Sonnenberg. Ziel ist es, den internationalen und interreligiösen Dialog zu fördern. Thema des ersten International Talk (siehe auch BA and More) ist:

Human Rights - Interdisciplinary perspectives and challenges, mit den Vorträgen:
•    25.10.2021; 17 bis 18.30 Uhr: Problems of Social Work in Post-War Reconstruction, Prof. Dr. Ruth Seifert, Regensburg/Germany; Prof. Dr. Njomza Llullaku, Prishtina/Kosova
•    24.11. 2021 ; 17 bis 18.30 Uhr: The Role of Human Rights in Social Work and the Global Social Work Ethics, Prof. Dr. Kristin Sonnenberg, EvH/Germany; Prof. Dr. Luqman, UoS/KRI
•    13.12.2021; 5-6.30 pm CET: Every child has a right to religion: Religious education as human rights perspectives from Kosovo and Germany, Prof. Dr. Katja Baur, EH Ludwigsburg/Germany; Prof. Dr. Hamiti, FIS/Kosova


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